Cloudflare ist einer der bekanntesten Anbieter für Content Delivery Networks (CDN), DDoS-Schutz und Web-Sicherheit – und wird auf Millionen von Websites weltweit eingesetzt. Doch wenn personenbezogene Daten im Spiel sind, stellt sich sofort die Frage: Ist Cloudflare mit der DSGVO vereinbar?
Die gute Nachricht: Ja, Cloudflare kann DSGVO-konform verwendet werden – wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. In diesem Artikel erfährst du, worauf du achten musst, was Datenschutzbeauftragte empfehlen und welche Schritte notwendig sind, um Cloudflare rechtssicher zu integrieren.
Was ist das Problem?
Cloudflare ist ein US-amerikanisches Unternehmen. Damit fällt es unter den US CLOUD Act, der theoretisch Behördenzugriffe auf personenbezogene Daten erlaubt – auch dann, wenn diese Daten von EU-Nutzern stammen.
Das allein wäre ein Verstoß gegen die DSGVO – wäre da nicht ein Bündel an rechtlichen und technischen Schutzmechanismen, das Cloudflare mittlerweile anbietet.
So sorgt Cloudflare für DSGVO-Konformität
- Standardvertragsklauseln (SCC) + DPA
Cloudflare stellt einen sogenannten Data Processing Addendum (DPA) bereit. Dieses enthält die Standardvertragsklauseln (Standard Contractual Clauses, SCCs) der EU – eine anerkannte rechtliche Grundlage für Datenübermittlungen in Drittländer wie die USA.
- EU-US Data Privacy Framework (DPF)
Seit 2023 ist Cloudflare außerdem nach dem neuen EU-US Data Privacy Framework zertifiziert. Auch das schafft eine zusätzliche rechtliche Grundlage zur Datenübertragung – anerkannt von der EU-Kommission.
- Technische Sicherheitsmaßnahmen
Cloudflare setzt auf ein hohes Sicherheitsniveau:
- TLS-Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
- DDoS-Abwehr
- Firewall & Bot-Schutz
- Logging-Optionen mit IP-Anonymisierung
- Zertifizierungen: ISO 27001, ISO 27701, BSI C5 u.v.m.
Diese Maßnahmen helfen, die Anforderungen von Art. 32 DSGVO („Sicherheit der Verarbeitung”) einzuhalten.
Was sagen Datenschutzbeauftragte dazu?
Datenschutzbeauftragte (DSB) betonen, dass der Websitebetreiber selbst verantwortlich ist – Cloudflare stellt zwar die Werkzeuge bereit, aber die korrekte Umsetzung liegt beim Betreiber. Das bedeutet: Ein Auftragsverarbeitungsvertrag muss abgeschlossen, die Datenschutzerklärung aktualisiert und die technische Konfiguration so gewählt werden, dass möglichst wenig personenbezogene Daten verarbeitet werden. Bei sensiblen Daten empfehlen DSBs zusätzlich eine Datenschutz-Folgenabschätzung.
DSBs empfehlen in vielen Fällen auch, Cloudflare nur mit Einwilligung per Cookie-Banner zu laden – insbesondere wenn personenbezogene Daten ohne ausreichende Pseudonymisierung verarbeitet werden.
Mögliche Risiken
- US-Zugriffsrechte: Auch mit SCCs und DPF besteht ein Restrisiko, dass US-Behörden auf personenbezogene Daten zugreifen könnten.
- Reverse Proxy: Cloudflare verarbeitet bei vollständigem Einsatz sämtlichen Traffic, inkl. personenbezogener Daten.
- Fehlkonfiguration: Ohne Datenschutzbewusstsein kann Cloudflare zu viele Daten speichern oder übertragen.
Deshalb ist die Begleitung durch einen DSB empfehlenswert – insbesondere bei größeren Websites, Online-Shops oder sensiblen Angeboten (z. B. Gesundheitsdaten).
Perspektive: DSGVO-Konformität ist möglich – bei richtiger Umsetzung
Cloudflare bietet heute umfassende technische und rechtliche Werkzeuge, um DSGVO-konform eingesetzt zu werden. Aber: Die Verantwortung liegt nicht bei Cloudflare, sondern beim Websitebetreiber.
Wer die nötigen Verträge abschließt, die Datenschutzerklärung anpasst und technisch verantwortungsvoll konfiguriert, kann Cloudflare ohne DSGVO-Ärger nutzen.
Checkliste: DSGVO-konformer Einsatz von Cloudflare
- DPA mit Cloudflare abgeschlossen (inkl. SCC)
- Datenschutzerklärung aktualisiert
- TLS-Verschlüsselung aktiviert
- Logging-Einstellungen geprüft
- IP-Anonymisierung genutzt
- Nur notwendige Daten verarbeitet
- Einsatz ggf. im Cookie-Consent-Banner geregelt
- DSB eingebunden
Das Dilemma bei vollständiger Cloudflare-Integration
Ein praktisches Problem bleibt: Wird Cloudflare als Reverse Proxy für die gesamte Website eingesetzt, ist eine Einwilligung vor der ersten Datenverarbeitung technisch kaum umsetzbar. Bereits beim ersten Seitenaufruf – noch bevor ein Cookie-Banner erscheinen kann – verarbeitet Cloudflare die IP-Adresse und weitere Verbindungsdaten des Nutzers.
In der Praxis argumentieren viele Websitebetreiber daher mit einem berechtigten Interesse an Sicherheit und DDoS-Schutz (Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO). Diese Argumentation ist jedoch rechtlich nicht abschließend geklärt. Bisher sind keine Bußgelder speziell für diesen Anwendungsfall bekannt – das bedeutet allerdings nicht, dass die Rechtslage eindeutig ist.
Die EU arbeitet derzeit im Rahmen des sogenannten „Digital Omnibus” an einer umfassenden Reform der ePrivacy-Regeln und der DSGVO. Ein zentrales Ziel: Die strikte Einwilligungspflicht für Cookies soll gelockert werden, sodass künftig auch das berechtigte Interesse als Rechtsgrundlage ausreichen könnte. Bis diese Änderungen in Kraft treten – voraussichtlich frühestens 2027 – bleibt die aktuelle Rechtslage jedoch bestehen. Websitebetreiber sollten die Entwicklung aufmerksam verfolgen.
Warum ich Cloudflare nutze
Cloudflare hat sich in den letzten Jahren von einem reinen CDN- und Proxy-Anbieter zu einer umfassenden Edge-Plattform entwickelt. Neue Funktionen werden durchdacht eingeführt und erweitern das Angebot kontinuierlich – ohne dass bestehende Integrationen darunter leiden.
Ich nutze Cloudflare, weil die Plattform technologisch dort ist, wo ich mit meinen Projekten hin möchte. Das gesamte Angebot ist darauf ausgerichtet, Best Practices für kleine bis mittelgroße Projekte zu ermöglichen.
Die Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Abhängigkeit teile ich. Der eigentliche Fehler liegt jedoch woanders: Kein europäischer Dienst fügt sich so nahtlos in Serverless-Architekturen ein wie Cloudflare.
Deutsche Behörden verzichten konsequent auf Cloudflare und setzen stattdessen auf souveräne Lösungen wie die Deutsche Verwaltungscloud oder Anbieter wie Myra Security. Das ist nachvollziehbar – für staatliche Stellen gelten besondere Anforderungen an Datenhoheit und Unabhängigkeit vom US CLOUD Act. Für kleine und mittelständische Unternehmen sieht die Realität jedoch anders aus: Europäische Alternativen sind oft deutlich teurer oder bieten nicht denselben Funktionsumfang. Cloudflare hingegen stellt viele Basisfunktionen kostenlos zur Verfügung – ein Argument, das für Unternehmen mit begrenztem Budget schwer wiegt.
Es fehlt an einem vergleichbaren europäischen Angebot. Die DSGVO-Regeln zu lockern oder den US CLOUD Act zu tolerieren, kann maximal eine Übergangslösung sein.